BELASTET EIN KIND DIE BEZIEHUNG?

„Mein Sohn ist ein Jahr alt und unsere Beziehung fast am Ende.“ Mit diesen Satz begann das Beratungsgespräch. Sein trauriges Fazit: „Seit wir Eltern sind, habe ich den Zugang zu meiner Frau verloren.“
Das ist leider kein Einzelfall. Zum Glück gab dieser Mann nicht auf, sondern kam zu meiner Paarberatung. Paare scheitern oft am Elternsein.

40% der Paare trennen sich im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes
• Partner fühlen sich oft vernachlässigt und einsam
• Erwartung an den Partner
• Achtsamkeit in der Beziehung

Oft sind es die kleinen Dinge des Alltags, die uns spüren lassen, der Partner/in ist unzufrieden, oder man ist selbst unzufrieden. Das miteinander fühlt sich nicht so an, wie man es erwartet hat.

PARTNER FÜHLEN SICH OFT VERNACHLÄSSIGT UND EINSAM

Aus einer Zweierbeziehung wird durch die Geburt des Kindes, plötzlich eine Dreierbeziehung. Sie kennen vielleicht die Aussage der verstorbenen Prinzessin Diana „In dieser Ehe waren wir zu dritt, das war einer zu viel“
Ich möchte hier nicht die Gründung einer Familie mit einer Dreiecksbeziehung gleichsetzen.
Aber ein Paar sind zwei!

Wenn nun mit der Geburt des Kindes aus einem Mann ein Vater und aus einer Frau eine Mutter wird, besteht die Gefahr, dass der Partner wie wir ihn kennen für uns nicht mehr erreichbar ist.

Im schlimmsten Fall haben wir ihn verloren und fühlen uns einsam und allein. Wir haben Sehnsucht nach dem Menschen, in den wir uns verliebt haben, der uns das Gefühl gab, dass wichtigste auf der Welt zu sein. Paare sollten sich immer wieder Inseln der Zweisamkeit schaffen. Bewusst einplanen, Möglichkeiten schaffen.

ERWARTUNGEN AN DEN PARTNER

Seit wir Eltern sind streiten wir nur noch. Ein Satz den ich oft in der Praxis höre. Worte wie du bist egoistisch, verantwortungslos, alles andere ist dir wichtiger… ich könnte die Liste noch weiterführen, aber gehen wir doch einmal in eine typische Alltagssituation.
Aus der Sicht der Partnerin
Sie ist den ganzen Tag mit dem Baby und Haushalt beschäftigt. Schlafmangel und die kleinen Probleme des Alltags haben ihr den Rest gegeben. Sie ist platt, und freut sich auf den Feierabend. Entlastung durch den Partner. Abschalten und Durchatmen eine kleine Auszeit.
Aus der Sicht des Partners
Er ist morgens um sieben aus dem Haus, hatte Stress in der Arbeit, stand im Stau. Kommt abgehetzt nach Hause. Kopfschmerzen kündigen sich an. Er ist platt, und freut sich auf den Feierabend. Abschalten und Durchatmen eine kleine Auszeit.
Sie ahnen es, Konfliktpotenzial tut sich auf. Zwei gestresste sich nach Ruhe sehnende Menschen, die in dem Anderen dringenden Unterstützung suchen. Doch der Partner erwartet dasselbe. Eine schwierige Situation, wie soll man jemanden entlasten, wenn man selbst Entlastung braucht.

ACHTSAMKEIT IN DER BEZIEHUNG

Die Geschichte aus einem Buch. Mutter mit zwei Kindern kommt nach einem Termin beim Kinderarzt nach Hause

Akku-Lade-Strategie 1
Die Frau kommt nach Hause. Sie weiß, beide sind erschöpft. Sie trifft ihren Mann in einer Entspannungsphase, die sie bewusst nicht unterbricht, sondern sie zu ihrem Ende kommen lässt. Sie schenkt ihm, was er jetzt braucht, einfach, weil sie ihn liebt und Liebe immer in Vorlage tritt, aber auch, weil sie langfristig selbst davon einen Vorteil haben wird, nämlich einen erholten Mann für den Rest des Abends. […]
Akku-Lade-Strategie 2
Er hört seine Frau kommen. Er weiß, zurzeit kosten die Kinder sie viel Kraft. Er trifft sie in einer Anspannungsphase. Schnell sucht er die Fernbedienung und zeichnet den Rest des Fußballspiels auf. Er küsst seine Frau, nimmt das weinende Mädchen auf den Arm, begrüßt seinen Sohn und ab geht’s auf den Spielplatz, bis um sieben, dann holen sie zusammen Pommes und laden die Mutter zum Home-Imbiss ein.“*
Da tut sich doch ein schönes Kopfkino auf. Fazit:

Frage nicht, was dein Partner für dich tun kann, frage was du für deinen Partner tun kannst!


*Lehnert, Volker; Lehnert, Felicitas: Ehe wir uns verlieren, wenn Paare Eltern werden. 12 Denkanstöße; Aussaat Verlag, 2001

 
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